
Heute waren die letzten 9 Schleusen zu bewältigen. Wir brachen um 9.30 Uhr früh auf um das Restprogramm
hinter uns zu bringen. In Corbigny wollten wir bis 12 Uhr anlegen, um das Boot sauber zu machen und
anschliessend nach Vezelay zu fahren.
Vézelay
Vézelay! Der berühmte Wallfahrtsort, gekrönt von der auf der höchsten Stelle des Hügels aufgesetzten
Basilika Sainte-Madeleine, ist eine mittelalterliche Perle Burgunds.
Heute ist es ein hübsches Dorf, das sich malerisch den Hügel bis zur Basilika emporzieht. Am Fuße der
Hauptstraße sind die drei großen gebührenpflichtigen Parkplätze. Und dann folgt man dem Strom der Touristen
die steile Straße hinauf bis zum Plateau, auf dem sich früher das Kloster befand und heute - fast - nur noch
die Kirche.
Die über tausendjährige Geschichte des Ortes begann mit der Gründung eines Benedektinerklosters auf dem
leicht zu verteidigenden Hügel, in der Nachfolge eines Nonnenklosters in der Ebene, das von Normannen
zerstört worden war. Im 11. Jahrhundert kam die Legende auf, am Grab der heiligen Magdalena - deren
Gebeine angeblich irgendwann aus der Provence nach Vézelay verschleppt worden waren - wären Wunder
geschehen. Sofort setzte, entsprechend den damaligen Gebräuchen, ein reger Pilgerbetrieb an, der Ort wurde
Station auf dem Pilgerweg zum bedeutendsten Wallfahrtsort Santiago de Compostella und selbst einer der
größten Wallfahrtsorte jener Zeit. Der zweite Kreuzzug wurde hier beschlossen und bei einer weiteren
Gelegenheit - der dritten - trafen sich hier der französische König und Richard Löwenherz zum Aufbruch ins ganz heilige Land. Später gründete Franz von Assisi hier das erste
französische Minoritenkloster, auch heute noch kümmern sich Franziskaner um die Basilika.
Gegen Ende des Mittelalters verlor Vézelay immer mehr an Bedeutung, in der Provence
wurden auch Reliquien der Maria Magdalena gefunden und liefen dem Ort bald den Rang ab. So
verfiel der Ort und bald auch die Abteikirche. Erst im 19. Jahrhundert fand eine gründliche
Renovierung statt, die versuchte, die Fassade nach alten Dokumenten wiederherzustellen.
Das gelang zumindest erfolgreich genug, um von der UNESCO zum
Weltkulturerbe erklärt zu werden.
Wie so viele Kirchen Burgunds wird auch bei St. Madeleine das Hauptportal von einem reichen
Bogenfeld verziert. Spannender ist allerdings das Bogenfeld im
Inneren des Narthex (Vorhalle),
das aber für eine Aufnahme zu dunkel und von vielen Menschen umgeben war. Bevor wir das Innere der Kirche betreten,
sollte man noch die wundervolle Aussicht über den Nordteil des Morvans von der Terrasse hinter der Kirche
erwähnen. Auch das Städtchen selbst ist sehr hübsch, in den Gassen weg von der Hauptstraße sogar
touristenleer. Hübsche Häuser mit allerlei Verzierungen an Türen, Fenstern und Giebelchen, auch alte
Ziehbrunnen sind zahlreich zu finden.
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